- Indischer Nationalkongress
- Ịndischer Nationalkongress,englisch Indian National Congress ['ɪndɪən næʃnl 'kɔȖgres], Abkürzung INC [aɪen'siː], heute offiziell All India Congress Committee, auch kurz Kongress oder Kongresspartei genannt, indische Partei, die 1885 von Angehörigen der neu entstandenen indischen Bildungselite und einigen Briten als Organ zur Vertretung eigenständiger indischer Interessen gegründet wurde (erste Sitzung in Bombay). Bis 1916 war der INC eine stark vom britischen Liberalismus geprägte, um begrenzte Reformen bemühte, städtische Honoratiorenbewegung. Neohinduistische Einflüsse sowie die bewusst an religiöse Traditionen anknüpfenden Methoden M. K. Gandhis ließen den INC unter dessen Führung zu einer Massenbewegung werden, die seit 1920 zunehmend Einfluss auf die politische Entwicklung Indiens nahm. Seine politischen Führer Gandhi, J. Nehru, V. Patel und S. C. Bose wurden zu zentralen Figuren des indischen Unabhängigkeitskampfes.Nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 baute Nehru den INC zu einer modernen Massenpartei aus. Sie wurde zu einem Sammelbecken heterogener sozialer und ideologischer Gruppierungen, wobei ihre verbal-radikalen sozialistischen Programme durch den retardierenden Einfluss einer dominanten Großbauernschicht neutralisiert wurden. Die Geschichte der Partei ist durch mehrere Abspaltungen gekennzeichnet (Indien, Geschichte). Die durch Indira Gandhi 1978 ausgelöste Parteispaltung führte zu einer Dreiteilung in den von ihr geführten »Indian National Congress (Indira)«, auch »Congress (I)« genannt, den nach dem Präsidenten D. Urs benannten »Indian National Congress (U)« und den »Indian National Congress (J)« unter J. Ram. Nach dem vorübergehenden (1977-80) Ausscheiden des INC aus der Regierungsverantwortung stellte der »Indian National Congress (Indira)« 1980-89 erneut die Regierung 1984-91 stand R. Gandhi an der Spitze der Partei. 1989 verlor diese die Wahlen auf Bundesebene; sie blieb zwar stärkste Partei im Unterhaus (Lok Sabha), ging aber keine Koalition ein, weil sie durch Festlegung auf einen linken oder rechten Partner ihren Charakter als »Zentrumspartei« eingebüßt hätte. Sie duldete stattdessen Minderheitsregierungen, konnte aber 1991 ihr Wahlergebnis verbessern und nun ihrerseits eine Minderheitsregierung unter Ministerpräsident P. V. Narasimha Rao bilden, der sich auch zum Parteipräsidenten wählen ließ. Ende 1993 schlossen sich dem INC zehn Abgeordnete der Janata Party an und verhalfen ihr so auf Bundesebene zur Mehrheit. Nachdem die Partei schon 1994/95 in einer Reihe von Bundesstaaten Wahlmisserfolge erlitten hatte, musste sie - durch Korruptionsaffären beeinträchtigt - auch bei den Wahlen zum Unterhaus im April/Mai 1996 eine Niederlage hinnehmen und die Regierungsverantwortung wieder abgeben. 1998 wurde Sonia Gandhi (* 1946), die Witwe R. Gandhis, Präsidentin der Kongresspartei (2000 im Amt bestätigt); unter ihrer Führung erzielte die Partei bei den Parlamentswahlen im September/Oktober 1999 das schlechteste Ergebnis seit der Unabhängigkeit Indiens (Erringung von nur 112 der 545 Abgeordnetenmandate in der Lok Sabha).
Universal-Lexikon. 2012.